Hier finden sich Texte über die Zusammenarbeit der PAARE, und Korrespondenzen, die das Entstehen der PAARUNGEN dokumentieren.

Liebe FreundInnen der Resonanz,
es kann eine Scheu geben, wenn eine andere KünstlerIn den eigenen Faden aufnimmt. Dabei könnten irrelevante Details weitergeführt werden und unerwünschte Blickwinkel aufs eigene Kunstwerk gerichtet werden. Diese Beobachtungen sind im Gespräch mit Sigrun und Katharina als Hemmnis für eine entspannte Partnerarbeit empfunden worden. Vielleicht steht uns unser gemeinsamer handwerklich-gestalterischer Verstand dabei im Wege innerlich verstanden zu werden.
Aber wann kommt es schon mal vor, daß man erfährt, welchen konkreten Impuls die eigene Arbeit hinterlassen hat. Die Reaktion eines Publikums ist manchmal zu erwarten, aber zu hören, was man im Leben eines Menschen ausgelöst hat, ist eher eine überraschende Nähe. Wenn man schon den Mut hat eigene Werke auszustellen und dabei etwas von sich preisgibt, ist sicher auch dieser Schritt spannend.
Gerade habe ich ein Konzert besucht. Zeitweilig habe ich meine Gedanken zu Arbeiten laufen lassen, statt der Musik würdevoll zu lauschen, und habe schöne Ideen erträumt. Vielleicht ist generell das Erlebnis fremder Kunstwerke dazu geeignet, uns konkret im eigenen Leben inspirieren zu können: Kunstbesuch als Ritual zur Lebensführung.
Ich vermute, daß die unsichtbare Resonanz spürbarer wird, wenn keine formalen Ähnlichkeiten zwischen zwei Artefakten besteht.
In diesem Sinne stelle ich euch eine aktuelle Arbeit vor. So Gott will, versetzt ihr Anblick jemanden von euch in die freudige Lage eine eigene Arbeit fertig zu stellen. Das könnte dann – ohne irgendeinen Verstand zu befragen – ein Anlass zur Begegnung sein.
Herzlich, Jan Koberstein

Liebe Alle, lieber Jan – Deine Nachrichten sind in diesem schnellen, vollgestopften Alltag immer ein Blick in die Weite und in schöne Lebendigkeit. Danke Dir dafür und danke für die dauernde Erinnerung, dass wir alle gemeinsam was zustande bringen wollen.
Paarmal habe ich schon Nachrichten an Euch angefangen (auch die Antworten an Dich, Katharina und Dich, Andrea) aber irgendwas (kaputtes Auto, fangfrisch, Geld besorgen, Enkel tuddeln, und wieder ein dummer Selbstmord, den diesmal meine Jüngste verkraften muss…., ein 80. Geburtstag, der liebevoll war, ein ambitionierter Dorfkunstverein, der zu viele Stunden braucht, die Supervisionen für Menschen, die bei der Arbeit mit Menschen am äußersten Rand der Gesellschaft mutig bleiben wollen (und sollen)……) …all das kommt immerzu dazwischen. Und dann sind die angefangenen Nachrichten alt…..
Ich hab kurz nach unserem Treffen in Kukate „Uromimis Enkelkinder“ neu angefangen – es sind die, die so schwierig zu bauen sind, dass sie sehr viel von mir mitbekommen. Sie sind anders als die, von denen ich in Kukate erzählt habe. Die, die ich normalerweise baue, sind die, über die ich gesagt habe, dass sie keine Botschaft haben —- „leer sind“—-, Spielzeug für Kinder (oder Erwachsene) sind und möglichst nichts mittragen sollen, als ihre Gestalt, den Anfang einer Geschichte und (das ist natürlich nicht nichts) meinen Segen.
Also hier jetzt …… Uromimis Enkeltöchter und – Söhne sind spezieller. Niemand kann sie so bauen und es ist für mich unmöglich, sie zu wiederholen. Vielleicht sind sie zu extrem – zu spinnig, zu detailverliebt, zu sehr nur einem einzigen, einer einzigen Person zugehörig, die ich selbst meistens noch nicht kenne.
Sie sind handspannengroß, passen in normale Hosentaschen und tragen im Fluggepäck nicht auf, sie sind waschmaschinengeübt, aber nicht ce-norm gerecht, denn die Klamotten sind aus allem, was ich finde und niemand hat meinem alten Rock die DIN – EN71.3 bestätigt. Eine gehört seit 10 Jahren mir und ich verleihe sie manchmal, wenn eins meiner Kinder und Enkel Bärenkräfte in Form von Großmutterkräften braucht.
Jenuch gefaselt. Zu was passen sie? Für mich sind sie gut in der Nähe von dem, was Du, Jan, baust, was Du zu Daniels Arbeit gebaut hast, oder dort in der Pappelburg, die der Anfang eines Labyrinths sein könnte, das nicht verwirrt, sondern zur Mitte und wieder hinaus führt. Mit Dir, Katharina will ich so gerne das Gespräch von Kukate weiter malen – vielleicht würden wir zusammen etwas erfinden, aber ich habe keine Idee, wann wir das machen können. Liebe Andrea, Du hast Dir was ausgedacht, aber ich glaube, dass Deine Arbeiten eher zu einer krass geradlinigen, sparsamen Umgebung passen und diese erhellen und aufmuntern würde. Die Viecher wandern auf einem schmalen Grat von zugewandt und freundlich, aber eben absichtlich bisschen eckig und niemals süß. Wenn wir zusammen was machen würden, würde ich befürchten, das das kippt (nicht weil ich Deine Arbeiten zu süß fände, sondern weil die Aussage gemeinsam aus meiner Sicht zu niedlich werden könnte). Cornelia, Deine wilden Figuren sprechen fast die selbe Sprache wie meine – was würde das werden? Gewebe finde ich gerade völlig interessant….
Liebe Grüße Suse

Liebe ResonanzforscherInnen,
ich habe einige neue Arbeiten fertig und möchte sie euch vorstellen. Es ist natürlich ausreichend, wenn Frank sie kennt und die Paare bestimmt. Ich möchte mir aber nicht die Freude an einer Partnersuche nehmen lassen. Das besondere an diesem Marktplatz ist, daß man sich mögen darf, aber nicht muss. Hauptsache es prickelt zwischen den Artefakten.
Dafür nehme ich meinen Mut zusammen und schalte hier meine Anzeige. Mein Werkstück bleibt allerdings nicht immer bei der inspirierenden Ausgangsarbeit, sondern flirtet manchmal mit einer „Zufallsbekanntschaft“.
Herzlich Jan Koberstein

Lieber Jan, liebe Susanne, danke für das Teilen der Gedanken und überhaupt das Schreiben und Schicken. Dieses Dazwischenkommen all der wichtigen und weniger wichtigen Ereignisse, Aufgaben, Pflichten….. es tut gut zu lesen, dass das nicht nur mein Problem war und ist und dass dadurch so ein unschönes „sich-gedrängt-und gestaucht-fühlen“ entsteht. Die erwartete und berechtigte Mail von dir, lieber Frank, fügte dem noch eine gewisse Schockstarre hinzu.
Aber nach einem anstrengenden Sommeratelier-Wochenende mit viel netter Resonanz seitens der Besucher*innen und einem fröhlichen, unentwegten Austausch mit der bezaubernden Antje Otto – Resonanz im Dauerzustand – entsteht zum Glück wieder etwas Leichtigkeit, die Lust, vorhandene Ideen ans Licht zu lassen. Und dann, als ob dieser Zustand noch verstärkt werden soll, kamen heute wunderbare Fotos von Cornelia Frahm. Resonanz pur! Also, danke für die neue Leichtigkeit. Und Frank, gib bitte noch etwas Luft und Raum, überall wachsen sicher die Resonanz-Objekte und -Beziehungen.
Und an alle, schreibt doch bitte. Schön, wenn sich zwischen uns Gedanken und Fotos hin und her bewegen. So, die Werkstatt muss nach dem Wochenende wieder aufgeräumt werden, die letzten Unterrichtstage sind noch zu schaffen,…. aber dann!!!
Liebe Grüße an alle aus Holtsee

Sigrid Vollmer

Liebe Susanne,
deine Mail hat mich gefreut und berührt, auch daß du „leer“ oder „voll“ in Filz baust.
Zu deinen „Enkeln“ möchte ich dir diese titellosen Keramiken zeigen. Die Paare auf einer Platte versuchen sich in Beziehung zueinander zu bringen. Sie haben daher genug mit sich selbst zu tun. Sie könnten sich aber auch zu den Grundmauern einer urzeitliche Ausgrabung anordnen lassen, zu der deine Filzverwandtschaft dann einen Ausflug machen kann.
Die Keramik, die durch Daniels Arbeiten inspiriert sind, hat bisher keinen Partner.
So oder so bin ich gern dabei.
Herzlich, Jan

Lieber Jan
– ich glaube, was Du baust und lebst, passt in irgendeiner Weise zu dem, was ich baue und lebe. Obwohl es so unterschiedlich wie nur was ist. Ich hatte noch nie die Idee, als Künstlerin zu arbeiten und zu leben, sondern baue die Viecher eben, weil ich es kann, weil es funktioniert und weil ich es will —- und gucke, wie ich nebenbei oder hauptsächlich, möglichst soviel Lebendiges, Lebenstärkendes schaffe wie ich kann. Es ist oft sehr pragmatisch was ich tue (ich wollte nie abhängig sein von Jemandem und trotzdem mein Haus und meine Kinder und mich finanzieren) deswegen arbeite ich viel – damit das funktioniert. Glücklicherweise ist das nicht nur anstrengend sondern fühlt sich oft wie vertieftes Spiel an – Spiel im guten Sinne – mich interessieren, experimentieren, in guter Gemeinsamkeit mit Jemandem oder Etwas sein… Ist das Kunst? Oder Quatsch oder Beides?
Also – gerne baue ich mit Dir zusammen etwas, oder stelle Uromimis Enkelkinder oder eines von denen oder etwas ganz andres in die Nähe Deiner Arbeiten, die mich wirklich ansprechen – weil ich sie so schroff finde und weil sie einfach so da sind und nix und doch viel zu sagen haben. Ich empfinde sie als lebendige Botschaften, die niemanden belehren wollen. Das mag ich daran so sehr.
Tja – und nun ist die Frage natürlich, was wir genau machen wollen und können. Hast Du eine Idee? Brauchst Du mal einen Urenkel, um zu probieren, ob das geht? Wollen wir unsere Werkstätten für einen Tag zusammenlegen? Hier bei mir gibt es Schmiedewerkzeug und Holzwerkzeug und Webwerkzeug und meine Werkstatt. Aber es ist auch nicht so schwer, das, was ich zum Viecherbauen brauche, zu transportieren.
Ich bin gespannt auf Deine Idee.
Grüße Suse

Lieber Jan
– jetzt habe ich mich lange nicht gemeldet, obwohl es mir wichtig ist. Ich musste hier mal weg…
Und Uromimis Enkel sind fast alle verkauft – gut für mein Geld, schlecht für die Idee, in nächster zeitlicher Nähe eine Uromimisenkelverabredung zu verabreden.
Also jetzt auf Neustart: Ich glaube, ich schaffe drei neue in der nächsten Woche. Die kann ich Dir schicken, aber viel lieber würde ich Dich besuchen und dort in der Ferne was Neues oder eben noch einen von den Spezialisten bauen. Das ginge aber erst in der Oktoberzeit nach der Messe.
Willst Du das wagen, dann könnte ich einfach drei Urlaubstage in meinen Kalender schreiben und zu Euch kommen. Und wir vermelden Frank, ohne es wirklich zu wissen, dass unsere Arbeiten miteinander rechnen könnten 🙂 Liebe Grüße Suse
Lieber Jan, danke für Deinen Einsatz für unsere Idee bei Frank.
Ich bin richtig interessiert und neugierig, was wir finden. Echt – ich bringe meine Werkstatt in winzig mit und kann dann alles bauen, was ich auch hier bauen kann – eben nur nicht in groß:)
Sowas habe ich noch nie gemacht. Es fühlt sich an, wie eine Entdeckerreise in unbekanntes Land.
Wie Entdeckerreisen so sind —– bitte mach Dir keine Sorge über meine Erwartung 🙂 :
Vielleicht finden wir etwas, was zusammen resoniert, weil es schon da ist (drei neue Uromimisenkel warten auf Klamotten),
vielleicht, aber unwahrscheinlich, finden wir nix
oder vielleicht entdecken wir im gemeinsamen Tun etwas völlig Unverhofftes
Welche drei Tage würden bei Dir/Euch am Besten passen?
Liebe Grüße Suse

Liebe Suse,
Frank gibt uns vertrauensvoll freie Hand, daß wir rechtzeitig was liefern.
Er plant uns ein.
Es freut mich, daß du unser Treffen als Entdeckungsreise beschreibst, weil ich das Entdecken oft als Glücksmoment empfinde – so eine Art von Einklang.
Herzlich Jan

Liebe Cornelia, lieber Jan
– was für schöne Tage das bei Euch waren! Ich habe mich so wohl gefühlt, obwohl ich wirklich müde und erschöpft bei Euch ankam. Jetzt bin ich richtig froh, so viel spannende Dinge von Dir, Jan, gesehen und erlebt zu haben. Ich habe mich an Eurem Haus gefreut – wie schön es gebaut ist, über diese kleinen Überraschungen überall, die Schiffsdielen, die Ränder an den Holzwänden. Auf Eurem Hof – die zusammengenähten Holzdinge und die Keramiken. Hab mich gefreut über den Weg und die kleine Treppe mit Geschichte. Und bin berührt von Deinem Urgroßmutterfrauenthema: Auf Deinem Hof die Frau ohne Nase, der ich gerne einen Schutz gebaut hätte, obwohl sie so stark ist. Ich bin berührt von dem Ort, an dem ich heute das gemeinsam gebaute Gewölbe ansehen konnte. Das ist echt eine große Tat, etwas so Schweres in kleine, gemeinschaftlich zu schaffende Teile zu übersetzen: Ziegel bauen, Mörtel mischen, Schubkarren karren, Bäume suchen, hoffen, dass die Rechnung aufgeht, dass das Gewölbe stehen bleibt, dass es brennt und versöhnt und heilt. Es ist so schön geworden, so uneben, wie es ist.
Und bin voll Interesse für das, was Du, Cornelia, erzählt hast. Ich kann mir vorstellen, Dir viele Stunden lang zuzuhören und zwischendurch die Bücher zu lesen, die Du erzählst. Da ist so viel anderes tiefes Leben, was ich gerne kennen möchte – neben dem Leben mit Kindern und Kindeskindern und Arbeit, das wir hier mit unseren Initiativen dauernd selbst erfinden.
Habt Dank dafür, Ihr Beiden und kommt mich gerne hier besuchen.
Liebe Grüße Suse

Liebe Suse,
Dein Besuch und du haben mir eine verlockend andere Welt, die aus deiner Geschichte, Kindern, Haus und Viechern entstanden ist, eröffnet. Gerade wenn schon Kinder ihre Persönlichkeit entfalten können, berührt es mich sehr leicht.
Gruß Jan

Liebe Suse,
es sind viele Worte geworden:
Das Thema „Augen und Blick“ tauchte mit Uli und nun auch bei uns beiden auf.–
Ich meide intensiven Augenkontakt. Das Fotografieren erlaubte mir Leuten nahe zu kommen. Aber auch in diesem Rahmen war die Grenzüberschreitung spürbar.
Natürlich gebe ich mit meinem ausweichenden Blick etwas von mir Preis, aber die Sorge ich könnte mit einem direkten Blick das Gegenüber attackieren ist groß.
Ich habe aus dem Umgang mit einem Wildschwein bestätigt bekommen,
daß der Blick aus den Augenwinkeln mehr Möglichkeiten lässt.
Kein Machtanspruch soll daraus sprechen.
Die Augen meiner Figuren sind nicht relevant, eher schauen sie durch den Betrachtenden hindurch. Er wird beim Ergründen des innewohnenden Themas nicht abgelenkt, denke ich.
Mund und Zähne der Menschen bleiben mir im Gedächtnis und aus dortigen Tiefen versuche ich die Wahrheit zu ergründen.
Mir ist wohl aufgefallen, daß von deinen Augen Wärme ausgeht. Da ist vielleicht der Ausgangspunkt für die Fokussierung deiner Filzwesen. Wahrscheinlich bist du Familienmensch auch nicht so überfordert von deren Ansprache, wie ich.
Ein vertrauensvoller Augenblick bleibt für mich ein Geschenk,
auf das ich immer aus dem Augenwinkel lauere.
Wir hatten kurz über die unterschiedlichen Herstellungsweisen von Bildhauerarbeiten gesprochen und daß sich daraus verschiedene Materialbeziehungen ergeben.
Die drei Grundformen können sich natürlich in der Praxis vermischen.
Beim plastischen Formen, wie es z.B. bei Ton- oder Schmiedearbeiten vorkommt, bin ich mit den Materialeigenschaften beschäftigt, damit die Arbeit auf technischer Ebene gelingt. Die Form lebt von einer guten Augen-Hand-Koordination.
Wenn ich wie ein Tischler Holzstücke zuschneide und zusammenzapfe, ist das eine Fügetechnik. Dabei wird zusätzlich das individuelle Maserungs- und Farbbild relevant. Die Verbindungen bedürfen sorgfältiges Vorgehen.
Bei einer Skulptur beginnt die Arbeit mit dem Finden des geeigneten Steins oder Holzstücks. Da steht man mit seiner Intention vor einem Ding und unweigerlich
murmelt sich die Frage: Wird das was mit uns?
Da entsteht sofort ein Beziehungsgeschehen.
Um eine vorbestimmte Form umzusetzen, muss ich handwerklich die Kontrolle bewahren. Ich kann aber formale Freiheiten vorsehen und den Zufall einladen.
Dem gebe ich z.B. mit unorthodoxen Hieben Raum und dann kann das Material mit seinem heterogenen Gefüge liefern. Der Dialog beginnt und darf dauern.
In so einem Wechselspiel zwischen meiner klar definierten und emotional-empfundenen Inspiration, mir als Handwerkskünstler und dem charakterstarken Stein bin ich eher ein Moderator, der durch die Antworten des Steins immer wieder neue Ideen zum weiteren Vorgehen entwickeln muss.
Auch ich darf mich überraschen lassen, welche Form der Geist annehmen wird.
Es ist ein großes Glück an einem komplex-kosmischen Geschehen beteiligt zu sein.
Wenn auch noch andere Menschen gedanklich und tätig den Arbeitsprozess beeinflusst haben, ist meine Welt komplett.
Das Kunstwerk verkörpert die Utopie einer Gesellschaft.
Das schildere ich so ausführlich, um die Lebendigkeit des Arbeitsprozesses zu erläutern. Von Menschen, die das Werk später betrachten, könnte die Rätselhaftigkeit der Entstehungsgeschichte erahnt oder wiedererlebt werden.
Am Ende verkörpert sie der bearbeitete Stein. Ich glaube daran,
daß ich beim Hauen des Steins informative Spuren hinterlasse.
Das wollte ich nicht nur dir erzählen, sondern auch festgehalten wissen,
was ich da im Laufe der Jahre zusammengebraut habe.
Das kann ich in einem Moment für meinen Leitfaden halten und im nächsten für überlebt halten. Neue Ordnungen kreieren und sich genussvoll darin einrichten,
bis man ihnen entwachsen ist.
Es ist Angewandte Kunst etwas Zuversichtliches verkörpern zu können.
Gerade werden deine Pralinen verputzt und deine handgeschmeichelte Biene hat ihren Platz und Lebensraum in der Bibliothek gefunden. Eigentlich könnte sie -ihrem Wesen entsprechend- mal hier und mal dort sein. Die Rohziege hat sich auch schon zur angenehmen Arbeitsbegleitung „die Mitdenkerin“ entwickelt.
Liebe Grüße Cornelia und Jan

Lieber Jan
– auf diese Mail muss ich extra antworten, obwohl sie uns nicht weiter bringt 🙂 Ich finde es schön und berührend, wie Du Deinen Schaffensprozess mit den verschiedenen Materialien beschreibst: „Wird das was mit uns?“ – wenn Du einen Stein oder etwas Störrisches erforschst… . Das kenne ich echt gut – es ist eine Würde gleich unserer, die wir in einem Baum, einem Stein erkennen.
Mit Ton und Wolle ist es anders – was wir uns vorstellen, wird nur Wirklichkeit, wenn wir sehr haargenau wissen, wie das Zeugs funktioniert. Dann erforschen wir, wie es geht, loten das nahezu Unmachbare aus und gehen genau an die Grenze – jedenfalls, falls wir es wollen. Das ist richtig anders.
Ach und mit den Augen: Ich habe es falschrum gelernt oder jedenfalls anders als Manche. Weil ich vor 32 Jahren fand, dass die Puppen und Teddys, die es damals gab, niemals wirklich genau gucken. Aus irgendeinem Grund wusste ich, wie das besser geht.
Jetzt 30 Jahre später – wichtig drei geliebte Kinder und Schule und Theater und Unfug und Vorträge ausdenken und Ausreden für die Schuldirektorin und Urlaub, der zu uns allen passt, ein Haus mit Fenstern und Klärgrube und Elektrik, viele Beziehungen und Freundschaften, manchmal schwere Kummer….. Drei feine Enkel später – habe ich eine Ahnung, was das mit den Augen ist. Ich habe es nicht immer sehr gut gekonnt.
Es ist Interesse. Und Neugier und darüber entsteht Kontakt – wie mit dem Stein, dessen Würde wir bemerken. Nur dass Menschen natürlich komplexer sind 🙂 Ich habe gerade für zwei Nächte meine Enkel zu Besuch. Die Kleinste, Clara, kann es von Geburt an. Sie guckt und es ist voll klar Kontakt da. Sie will wissen, was Du bist und es ist, wenn einer nicht vollkommen blind ist, unmöglich, nicht zurückzugucken und sich für das, was sie macht und denkt zu interessieren.
Ich glaube, es ist eine gesellschaftliche Konvention, nur aus den Augenwinkeln zu gucken, es ist höflich und korrekt – klar, es ist ein guter Schutz. Ich kenn das so gut. Genau zu gucken, ist Interesse für jemanden und das ist mindestens genau so wichtig wie Interesse für etwas. Beides macht, dass mir das Leben so lebenwert ist. Und das ist voll gut, denn dem Tod bin ich schon ganzschön oft von der Schippe gehopst…..
Ja, wie gesagt – das bringt uns für Ulis Texte schonwieder nicht weiter… Wir schreiben einfach irgendwas :), denn jetzt bin ich müde und die Enkelwindfänge sind morgen sicher trotz „Apfel – Birnen – Keks – und Gummibärenfrühfrühstück“, das schon bereitsteht, nicht geeignet, bis später als 9.00 eigene Igel zu kämmen 🙂 Grüße, auch herzlich an Cornelia – Suse
Ende



